Foto: Siemens AG
Nanda Burke, Global Head of Talent and Organization bei Siemens, erklärt, wie das Unternehmen Talente gewinnt, fördert und auf die Zukunft vorbereitet. Sie spricht über die Bedeutung lebenslangen Lernens, die digitale Transformation und warum eine starke Unternehmenskultur entscheidend für Innovation und nachhaltigen Erfolg ist.
Nanda, Siemens ist ein globales Technologieunternehmen mit langer Tradition. Was reizt dich persönlich an der Arbeit im HR-Bereich eines so innovativen Konzerns?
Was ich persönlich an der Arbeit im P&O-Bereich schätze – wir nennen unseren HR-Bereich „People & Organization“ – ist die Möglichkeit, einen echten Beitrag leisten zu können.
Als globales Technologieunternehmen mit einer langjährigen und eindrucksvollen Tradition haben wir sowohl die Ressourcen als auch die notwendigen Technologien, um den dringend notwendigen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt zu beschleunigen. Dazu braucht es Menschen an Bord, die diese Transformation gestalten und Strukturen, die diesen Wandel möglich machen – deshalb haben wir unsere Abteilung ganz bewusst „People & Organization“ genannt.
Seit rund anderthalb Jahren habe ich das Privileg, als „Global Head of Talent and Organization“ zusammen mit meinem Team die Transformation von Siemens mitzugestalten. Dazu gehört zum einen die Gestaltung eines modernen und inklusiven Arbeitsumfelds sowie die Entwicklung von Programmen und Initiativen, die unsere Mitarbeitenden auf ihrem Berufs- und Karriereweg unterstützen. Zum anderen ist es meine Aufgabe, unser Unternehmen in der Transformation hin zu einer „ONE Tech Company“ zu unterstützen – „EIN Technologieunternehmen“ zu werden ist unser Leitstern. Mit dem Programm ONE Tech Company verfolgen wir das klare Ziel, eine stärkere Kundenorientierung zu ermöglichen, schneller Innovationen zu schaffen und unser Wachstum zu steigern.
Hier eine aktive Rolle zu spielen ist, was mich täglich aufs Neue motiviert und inspiriert. Und ich bin stolz darauf, zu sehen, welchen Einfluss wir auf das persönliche Wachstum unserer Mitarbeitenden, der Teams und auf den Erfolg des Unternehmens haben.
Siemens bildet jährlich tausende Fachkräfte aus und entwickelt Talente weltweit. Welche Strategien nutzt ihr, um im Wettbewerb um die besten Köpfe erfolgreich zu bleiben?
Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir sind überzeugt, dass die Fähigkeit zu experimentieren und der Wille zum lebenslangen Lernen entscheidend für die Zukunft sind – für jeden Einzelnen, für Teams und für Siemens als Unternehmen. Gerade in einer Welt, die sich rasant verändert, ist es wichtiger denn je, unsere Mitarbeitenden so zu stärken, dass sie widerstandsfähig bleiben, ihr Potenzial entfalten und Herausforderungen souverän meistern können.
„Empowered People“ ist eine strategische Priorität bei uns. Sie steht dafür, die Menschen zu befähigen, ihre Entwicklung – sowohl beruflich als auch persönlich – und ihre Leistungsfähigkeit gezielt zu fördern. Wir schaffen ein Umfeld, in dem wir Freiraum und das Vertrauen geben, eigenständig zu handeln, Verantwortung zu übernehmen und eigene Entscheidungen zu treffen.
In unserem P&O-Bereich konzentrieren wir uns deshalb auf drei strategische Säulen: „Organizing for Impact“, „Leaders who Transform“ und „Skills for Life“. Die erste Säule bedeutet, dass wir unsere Organisation so anpassen, dass wir einen Mehrwert für unsere Mitarbeitenden, Kunden und die Gesellschaft bieten. Unter „Leaders who Transform“ verstehen wir die Weiterentwicklung unserer Führungskräfte, die eine entscheidende Rolle dabei spielen, unsere Unternehmensstrategie voranzutreiben – also die reale und digitale Welt zu verbinden. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die Zusammenarbeit unserer Teams in einem stetig wandelnden Umfeld zu stärken. Und zu guter Letzt stellen wir mit der dritten strategischen Säule „Skills for Life“ sicher, dass wir unsere Kompetenzen kontinuierlich ausbauen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und um die Resilienz unserer Mitarbeitenden, Organisationen, Kunden und der Gesellschaft zu stärken.

Die Digitalisierung verändert den Arbeitsmarkt rasant. Wie geht Siemens mit diesem Wandel um – sowohl in der Personalgewinnung als auch in der Weiterentwicklung bestehender Mitarbeitender?
Der „Future of Jobs Report“ des World Economic Forum vom Januar 2025 zeigt ganz deutlich, dass Digitalisierung und technologische Entwicklungen, aber auch Themen wie Klimawandel, makro- und geoökonomische Veränderungen den globalen Arbeitsmarkt in rasantem Tempo beeinflussen. Die Menschen müssen damit rechnen, dass zwei Fünftel ihrer Fähigkeiten bis 2030 veraltet ist und sie neue oder andere Kompetenzen benötigen. Wir sehen das als Chance – sowohl in unseren Geschäftsfeldern als auch für unsere Mitarbeitenden. Jobprofile ändern sich, neue Rollen kommen hinzu und es ist wichtig, dass wir als Organisation flexibel und agil darauf reagieren. Denn im Mittelpunkt steht der Mensch und wir helfen unseren Mitarbeitenden dabei, in einer sich ständig verändernden Welt erfolgreich zu bleiben. Digitalisierung ist zum Beispiel auch als strategische Lernpriorität bei uns im Unternehmen verankert, das heißt, es gibt gezielte Lerneinheiten, um die notwendigen Skills für den Umgang mit digitalen Technologien zu fördern.
Technologie und Unternehmenskultur gehen bei Siemens Hand in Hand. Wie stellt ihr sicher, dass eure Werte und euer Innovationsgeist auch bei neuen Mitarbeitenden ankommen?
Bei Siemens sind wir überzeugt: Mit Technologien können wir die größten Herausforderungen unserer Zeit angehen. Doch Technologie entsteht nicht von allein – sie wird von Menschen entwickelt. Deshalb liegt es an uns, den richtigen Weg einzuschlagen und Innovationen mit echtem Mehrwert zu kreieren. Unser Ziel ist es, Technologien so einzusetzen, dass sie nachhaltige und sinnvolle Lösungen ermöglichen. Damit schaffen wir Innovationen, die reale Probleme lösen und gleichzeitig auch ganze Branchen transformieren können. Mit unserem Fokus auf die Verbindung der realen und digitalen Welt wollen wir nicht nur den Erfolg unserer Kunden sichern, sondern auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten.
Diese Haltung ist in unserer Unternehmenskultur tief verankert. Wir glauben daran, dass nachhaltige Innovation nur in einer Umgebung entstehen kann, die von Teamgeist, Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Eine Kultur, in der Mitarbeitende ihr volles Potenzial entfalten können, neue Ideen teilen, experimentieren und technologieoffen und lernbereit sind. Deshalb fördern wir gezielt ein Arbeitsumfeld, das Zugehörigkeit, Offenheit und Werteorientierung stärkt. Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der sich alle gehört und wertgeschätzt fühlen – unabhängig von ihrer Position, dem kulturellen Hintergrund oder der individuellen Perspektive.
Siemens setzt auf lebenslanges Lernen. Gibt es ein internes Weiterbildungsprogramm oder besondere Initiativen, die du als wegweisend für die Zukunft siehst?
Schon seit langem haben wir uns bewusst von starren, traditionellen Performance-Management-Prozessen verabschiedet. Wir sind überzeugt, dass lebenslanges Lernen, kontinuierliche, stärkenorientierte Gespräche und ein Growth Mindset die beste Grundlage sind, um die heutigen und zukünftigen Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Ein „Growth Mindset“ bedeutet für uns, neugierig zu bleiben, kontinuierlich zu lernen, neue Technologien auszuprobieren, aus Fehlern zu lernen und gemeinsam mit Partnern Innovationen voranzutreiben.
Mit unserem ganzheitlichen Ansatz „MyGrowth“ unterstützen wir unsere Mitarbeitenden dabei, ihre Weiterentwicklung selbst zu gestalten und auf ihre Stärken zu bauen. Das bedeutet, wir geben Orientierung und Impulse, indem wir verschiedene Lerninhalte und Entwicklungstools anbieten, und gleichzeitig fördern wir eine Kultur des offenen, konstruktiven Gesprächs. Und diese Angebote werden aktiv genutzt – im vergangenen Geschäftsjahr hat bei Siemens jeder Mitarbeitende durchschnittlich 33 Lernstunden absolviert.
Welche Eigenschaften sollten Bewerber mitbringen, die nicht nur einen Job, sondern eine langfristige Karriere bei Siemens anstreben?
Perfekte Lebensläufe sind nicht das, was wir suchen bei Siemens – sondern Menschen mit Persönlichkeit, Neugier und dem Wunsch, wirklich etwas zu bewegen. Unsere Mission, die reale mit der digitalen Welt zu verbinden, um eine bessere Zukunft zu gestalten, lebt von Vielfalt. Deshalb fördern wir eine offene und integrative Kultur, in der Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, Interessen und Perspektiven zusammenkommen.
Was uns bei Bewerberinnen und Bewerbern besonders wichtig ist? Wir schätzen Menschen, die nicht nur Aufgaben abarbeiten, sondern auch mal kritische Perspektiven einnehmen, neue Ideen einbringen und den Mut haben, bestehende Prozesse zu hinterfragen. Offenheit für lebenslanges Lernen und der Wille, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, sind ebenfalls entscheidend – gerade in einer Welt, die sich ständig verändert.
Kurz: Es geht uns nicht darum, den einen „perfekten“ Kandidaten zu finden – sondern Menschen, die Lust haben, mit uns die Zukunft aktiv zu gestalten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Hinweis der Redaktion: Das Interview wurde auf Englisch geführt.